16.11.2023

Kommentar: Welt im Wandel – auf der Suche nach festen Größen

"Wer den Betrieb auf die Zukunft ausrichten will, kommt um große Entscheidungen, die mit einem immer höheren Risiko behaftet sind, nicht umhin."
Thomas Kühlwetter
Foto: RLV

Nach dem Abklingen der Pandemie war die Hoffnung vieler Menschen darauf gerichtet, dass es wieder aufwärts gehen würde, Freiheit und „Normalität“, was man auch immer darunter verstehen mag, zurückkehren würden. Doch dann kamen der Ukraine-Krieg, die Energie- und Wirtschaftskrise, Inflation und Instabilität und als jüngstes der Negativbeispiele der grausame Konflikt im Nahen Osten noch hinzu.
Überschattet wird diese Situation vom unaufhaltsam voranschreitenden Klimawandel, der auch in unseren Regionen immer häufiger die Grenzen aufzeigt. Und vom unübersehbaren Machtstreben einiger Länder, deren Ziel es offenkundig ist, die Welt neu zu ordnen. Hinzu kommt ein  besonders in Deutschland verbreiteter Regulierungswahn, der durchaus berechtigte Zweifel daran aufkommen lässt, ob auf Seiten des Gesetzgebers bzw. der ausführenden Personen noch mit klarem Menschenverstand  und Weitblick agiert wird.

Und genau in diesem Umfeld bewegen wir uns. Von den Akteuren wird der Rahmen für viele Aktivitäten gesteckt, unter die auch die Führung eines auf die Produktion und Vermarktung von Beerenfrüchten und Spargel ausgerichteten landwirtschaftlichen Betriebes oder Unternehmens fällt. Als Menschen neigen wir dazu, die Dinge aus unserem Blickwinkel heraus zu betrachten und ziehen daraus unsere Schlüsse. Wie unterschiedlich Betrachtung, Resümee und Reaktion ausfallen können, bekommen wir Tag für Tag mit den unterschiedlichsten Beispielen bestätigt und müssen dabei oftmals sicher aus Unverständnis den Kopf schütteln.

Entscheidungen in der Politik über die Gestaltung der Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft, über Restriktionen beim Pflanzenschutz oder bei der Düngung, die den Anbau von Kulturen unmöglich machen oder solche Einschränkungen darstellen, dass keine Wirtschaftlichkeit mehr erzielt werden kann, sind Ausdruck dafür, wie eine erforderliche gesamtheitliche Betrachtung anderen, wie auch immer motivierten Zielen, zum Opfer fällt. Aspekte wie die Nahrungssicherung im Land und höchste Standards, die unsere Betriebe erfüllen, wie, Regionalität, der Erhalt von Kulturlandschaften oder der Zusammenhalt einer Gesellschaft, spielen dabei eine oft nur untergeordnete Rolle.

Die Erhöhung des Mindestlohns zum Anfang des Jahres ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die Wettbewerbsfähigkeit einer im Gesamtkontext kleinen Branche wie den Sonderkulturen in der politischen Entscheidung eigentlich noch eine geringe Rolle spielt. Für die Verantwortlichen in den Betrieben fällt es unter diesen Bedingungen immer schwerer, Entscheidungen zu treffen, die mittel- und langfristig erheblichen Einfluss auf die Struktur und weitere Entwicklung des Betriebes oder Unternehmens haben können.

Investiere ich in einen Erdbeertunnel mit Stellagen, in eine Verpackungsanlage? Tag für Tag sind Betriebsleiter und Führungskräfte gefordert, schnelle Entscheidungen zu treffen – meist betreffen diese das Tagesgeschäft. Doch bei den o.g. Beispielen Entscheidungen sind die Dimensionen und Auswirkungen weitreichender, sie betreffen z.T. sogar mehrere Generationen – und wer möchte schon seinen Nachfolgern etwas mit auf den Weg geben, dass vielleicht eine große Bürde und Belastung darstellt?
Landwirtschaft, und ganz bestimmt Sonderkulturbetriebe, sind auf Langfristigkeit ausgerichtet. Wer den Betrieb auf die Zukunft ausrichtet, kommt um große Entscheidungen, die im Vergleich zur Vergangenheit mit immer höheren Investitionen und gleichzeitig damit, auch einem immer höheren Risiko verbunden sind, nicht umhin. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen und einer Situation, in der sich scheinbar Vieles in der Welt neu ordnet, fällt es sicher nicht leicht, solche Entscheidungen zu treffen, die neben der wirtschaftlichen oftmals auch eine noch zwischenmenschliche Dimension beinhalten.

Daher ist es umso wichtiger, die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen und z.B. durch eine Besuch der Messe in Karlsruhe oder der Teilnahme an der Unternehmertagen, die vom 3. bis bis 5. Dezember stattfinden, Anregungen und Lösungsansätze für die Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft zu finden und diese mit Kolleginnen und Kollegen zu diskutieren.

Thomas Kühlwetter

(Artikel aus SEP 05/23)