Remontierende Sorten immer gefragter
Open Day bei Verkuijlen, NL
von Sabine Aldenhoff
Erdbeerkulturen in Stellagen unter Glas sowie im Freiland und die Traypflanzenproduktion konnten am 30. Juni 2014 bei der niederländischen Firma Verkuijlen besichtigt werden. Gut 80 Interessierte aus den Niederlanden, Deutschland und Belgien fanden den Weg nach Herpen und später weiter nach Heeswijk-Dinther. Eingeladen hatte der Jungpflanzenlieferant in Zusammenarbeit mit DLV Plant und den italienischen Züchterfirmen Vivai Mazzoni, Salvi Vivai und CIV.
Auf einem mit Freilanderdbeeren aus herkömmlicher Kultur übervollen Markt suchen viele Anbauer nach Alternativen, stellte Ad van Laarhoven, DLV-Berater, eingangs fest. Dabei kommen remontierende Sorten immer mehr in den Fokus. Die Kultur haben die meisten Produzenten gut im Griff. Die Herausforderung besteht eher darin, den Handel von anderen Sorten als `Elsanta´ zu überzeugen, so war es von anwesenden niederländischen Anbauern zu hören.
Rinnenkultur unter Glas
Im Nachbarland Belgien haben `Clery´-Früchte aus Unterglaskulturen offenbar schon ihren Absatzweg gefunden. Davon ermutigt, testete Jo Verkuijlen nun auch die ersten `Clery´ in hängenden Rinnen in seinem Venloblock in Herpen. Gepflanzt wurden Traypflanzen am 10.12.2013, geerntet wurde vom 10.3. bis 25.4.2014. Mit Assimilationsbelichtung könne man eine Ernte bereits ab Mitte Februar schaffen, aber die Bestäubungsinsekten müssten eben auch bei der Kälte fliegen. Weiterhin experimentierfreudig brachte Verkuijlen anschließend die remontierenden Sorten `Capri´ (Minitraypflanzen) und `Ischia´ (Frigopflanzen) ins Gewächshaus, die bereits am 16.4.2014 gepflanzt worden waren (7 Pfl./lfm). Am 13.6. konnten hier die ersten Früchte geerntet werden. Für den Geschmack sollten remontierende Sorten möglichst reif gepflückt werden, so der Tipp von Ad van Laarhoven. Bei Verkuijlens wird innerhalb von zwei Wochen im Gewächshaus dreimal geerntet. Die Sorten sollen bis Oktober/November beerntet werden, bis der Lichtmangel die Erntemengen zurückgehen lässt. `Capri´ ist unter Glas besser zu kultivieren als im Freiland, so die Erfahrungen des Erdbeeranbauers. Seine Empfehlung fürs Gewächshaus: `Clery´ bis zur zweiten Ernte durchkultivieren (bis zu 10 kg/m² sind möglich) oder nach der ersten Ernte `Clery´ rausschmeißen und `Capri´ kultivieren.
Sind remontierende Sorten die Zukunft?
Diese Frage stellte sich Sven Clemens von DLV Plant Berryplaza. In einem Kurzvortag präsentierte er Vor- und Nachteile auf der Suche nach Alternativen zu `Elsanta´. Die ideale remontierende Sorte sollte folgende Eigenschaften haben: gute Erträge, gute Fruchtqualität und –größe, ein zum Betrieb passendes Ernteprofil (Erntespitzen oder gleichmäßige Mengen), vom Markt gewünscht sein, steuerbar sein, geringe Anfälligkeit für Thermodormanz, wenig Pflegeaufwand für Blätterpflücken etc.
Wie der Referent betonte, gibt es gute Sorten, wie beispielsweise `Clery´ oder `Capri´. Allerdings fehle es vielfach noch an Wissen über Sorten (beispielsweise zur Blüteninduktion), das Sortenkarussell drehe sich so schnell, oft würden Sorten zu rasch aufgegeben. Ein weiteres Problem remontierender Sorten sei, dass das Pflanzmaterial häufig sehr heterogen ist. Zudem sei es häufig schwierig, am Markt angemessene Preise zu bekommen, wenn Partien zu klein sind. Bei der Kultur von remontierenden Sorten müssten die Anbauer lernen, vorauszudenken, wann sie wie viel Ertrag haben möchten und wann dementsprechend die Blüten angelegt werden müssen. Durch kulturtechnische Eingriffe ist die Pflanzenreaktion steuerbar; zum Zeitpunkt der Blütenanlage sollte die Pflanze keiner hohen Belastung ausgesetzt sein.
Wenn man sich für die Kultur von remontierenden Sorten entscheidet, hat man die Wahl: welche Sorte (Geschmack, Ertrag, Markt…), welcher Pflanzentyp (Tray, Minitray, A+, Frigo,…), welche Pflanzdichte etc. Die zentrale Frage, die man sich stellen sollte, lautet: Was ist das Beste für meinen Absatzmarkt, meine Strategie und meine Betriebsstruktur? Aus der Sicht niederländischer Erdbeeranbauer verkauft sich `Clery´ sehr gut ins Ausland; beispielsweise der deutsche Markt sei sehr wichtig für holländische Gewächshauserdbeeren.
Stellagenkultur im Freiland
In der Freilandstellagenkultur unter Regenkappen kultiviert Verkuijlen an seinen zwei Standorten in Heeswijk-Dinther hauptsächlich die Sorte `Elsanta´. Gute Erfahrungen hat er in Testpflanzungen aber auch mit `Ischia´ (guter Geschmack) und `Murano´ (schöne Früchte) gemacht. Beim Rundgang gab es Stellagenkulturen zu sehen, die am 28.2. in 50 cm lange Baks in Torf mit Kokosabdeckung gepflanzt wurden (7 Pfl./lfm). Mitte März wurden die ersten Winterblüten herausgenommen, um das vegetative Wachstum zu fördern. Die biologische Thripsbekämpfung mit Amblyseius cucumeris funktioniert nach den Erfahrungen des Unternehmers auch im Freiland unter Regenkappen gut.
`Murano´ wurde als Frigopflanzen mit einem Blütentrieb gesetzt. Die Sorte lieferte bisher gleichmäßige Erträge, aber nur wenige große Früchte. `Ischia´ wurde als A+-Pflanze mit drei Blütentrieben gepflanzt. Sie macht eine Blühpause, überzeugt aber mit ihrem Geschmack. `Clery´ kam als Traypflanzen in die Baks; geschmacklich wurde die Sorte nicht so gut eingestuft. Auch `Charlotte´ konnte bei Verkuijlen mit mäßigen Erträgen und mäßigem Geschmack nicht überzeugen.
Vermehrung von Erdbeeren
Der Rundgang führte auch an Freilandstellflächen vorbei, wo gerade das Topfen von Erdbeerstecklingen in vollem Gange war. Eine Gruppe von Arbeitern befüllte die Trays mit Erde und setzte sie in langen Reihen am Boden auf Bändchengewebe ab. Im nächsten Arbeitsschritt wurden die ausgestellten Trays über Kreisregner angefeuchtet. Eine weitere Arbeitstruppe, die wegen Verwehungen aus den Kreisregnern in Regensachen gekleidet war, setzte dann die Erdbeerstecklinge in die befeuchteten Töpfe. Danach wurde wieder beregnet. Die Stecklinge der Sorte `Clery´ hatte Verkuijlen aus Italien bekommen und war sehr zufrieden mit dem homogenen, vitalen, kompakten Pflanzmaterial.
Aber im Betrieb werden auch eigene Mutterpflanzen für die Vermehrung gehalten. Diese konnten im angrenzenden Venloblock besichtigt werden. Anfang März waren die `Clery´-Pflanzen in Baks gesetzt und in hängenden Rinnen kultiviert worden. Indem permanent die Blütenansätze herausgenommen wurden, wurde die Ausläuferbildung gefördert. Außerdem sorgt ein hoher EC-Wert von 4,5-5 dafür, dass die Pflanze vegetativ bleibt und alle Ausläufer ernähren kann. Falls die Pflanze in Stress geriete, würde sie Blüten ansetzen, was in diesem Fall nicht erwünscht ist. Rund 20 Jungpflanzen lassen sich pro Mutterpflanze gewinnen.
Die Kultur von `Clery´-Traypflanzen
Über die Kultur von `Clery´ unter Glas informierte zum Abschluss des Nachmittags Ad van Laarhoven, DLV Plant. Grundsätzlich kann man sich entscheiden zwischen der Kurzkultur und der Durchkultur. In beiden Fällen wird zwischen dem 5. und dem 15. Dezember gepflanzt und vom 5. März bis 25. April insgesamt rund 5 kg/m² geerntet.
Bei der Kurzkultur werden die Pflanzen dann gerodet und es können remontierende Sorten wie `Capri´ oder `Murano´ ins Gewächshaus Einzug halten, die zuvor schon Ende März gepflanzt und auf einer Freilandstellfläche kultiviert worden waren. Unter Glas können dann von Ende Mai bis Anfang November bis zu 10 kg/m² geerntet werden.
Bei der Durchkultur werden in der zweiten Ernte von `Clery´vom 25. Mai bis zum 15. Juli nochmal 4,5-5 kg/m² geerntet. Im Anschluss können dann `Capri´ oder `Murano´, die bereits Anfang Juni auf eine Freilandstellfläche getopft worden waren, ins Gewächshaus geholt werden. Von Mitte August bis Anfang November können dann rund 5 kg/m² geerntet werden.
Das Pflanzenmaterial der `Clery´-Traypflanzen sollte fünf bis sieben Blütenstiele und 750 Kältestunden im Kühlhaus bekommen haben. Das Traysubstrat besteht jeweils zur Hälfte aus Kokos und Weißtorf. Es ist mit 2,4 kg/m³ Osmocote für fünf bis sechs Monate sowie 400 g/m³ Micromax (Mikronährstoffe) aufgedüngt. Getopft werden die Ausläuferpflänzchen in der ersten Julihälfte. Nach der Wurzelbildung sollte das Wachstum bis Anfang September vegetativ gehalten werden. Ab dem Moment der Blüteninduktion (KW 38-41) muss die Stickstoff-Düngung deutlich erhöht werden. Mittels Flower Mapping (genaue Untersuchung des Knospenstadiums) sollte von nun an die Entwicklung der Pflanzen beobachtet werden, so die Empfehlung von van Laarhoven.