Spiegel.de: So viel könnte das Bienensterben kosten
Wenn die Bienen sterben, leidet die gesamte Natur. Eine neue Studie soll nicht nur der Landwirtschaft, sondern auch dem Finanzsektor vor Augen führen: Diese Entwicklung ist ganz schön teuer – schon jetzt.
Verlust von Biodiversität – wie abstrakt das klingt. Dabei trifft es die Menschen ganz konkret, wenn Tier- und Pflanzenarten aus der Natur verschwinden, meist als Folge menschlicher Eingriffe. Damit sich die Lage bessert, hilft es manchmal, den Menschen die Kosten solcher Entwicklungen vor Augen zu führen. Das versucht nun der Kreditversicherer Allianz Trade.
In seiner kürzlich veröffentlichten Biodiversitätsstudie <svg aria-hidden="true" xmlns="http://www.w3.org/2000/svg" fill="none" height="20" width="14" id="spon-external-flag-l"></svg>geht es vor allem um Bienen. Demnach würde ein Wegfall der Bestäubung, die Bienen leisten, in Deutschland zu Verlusten beim Bruttoinlandsprodukt von mehr als drei Milliarden Euro jährlich führen. »Insekten, insbesondere Bienen, spielen für die Biodiversität eine Hauptrolle«, erklärte Allianz-Volkswirt Markus Zimmer.
Bei nur 20 Prozent weniger Bestäubungstätigkeit würde sich die jährliche landwirtschaftliche Produktion um 1,3 Prozent verringern, warnte Zimmer. »Ein vollständiger Wegfall der Bestäubung würde die landwirtschaftliche Produktion noch viel härter treffen – und sich entsprechend negativ auf die Wirtschaft auswirken«, fügte er hinzu. Das sei allerdings noch lange kein »Preisschild für die Gesamtauswirkung der Biodiversitätsverluste«.
Allianz Trade betonte, dass Biodiversität nicht nur für die Landwirtschaft eine bedeutende Rolle spiele, sondern auch für den Finanzsektor. Finanzinstitute seien zahlreichen Risiken ausgesetzt; »insbesondere dann, wenn sie in Wirtschaftsaktivitäten investieren, die sich negativ auf die biologische Vielfalt auswirken oder stark von Naturkapital abhängig sind«.
711 Milliarden Dollar – jährlich bis 2030, nur für bisherige Schäden
In der Studie wird auch auf die massiven bereits eingetretenen Verluste bei der biologischen Vielfalt verwiesen. Diese wieder auszugleichen würde bis 2030 demnach 711 Milliarden US-Dollar jährlich kosten. Hier böten sich auch enorme Investitionsmöglichkeiten.
Die Autoren räumen ein, dass solche Berechnungen, »gelinde gesagt eine Herausforderung« seien. Es gebe eine Fülle unterschiedlicher Methoden und Indikatoren, aber keinen Konsens. Außerdem mache der sehr lokale Charakter der biologischen Vielfalt die Sache noch komplizierter: »Im Gegensatz zum Klimawandel, bei dem lokale Emissionen globale Folgen haben, bleiben die Auswirkungen auf die biologische Vielfalt hauptsächlich lokal, was zu einer sehr heterogenen Karte der Biodiversitätsverluste und der daraus resultierenden Risiken führt.« Trotz aller methodischen Schwierigkeiten bilde ihre Analyse »die Grundlage für den Kampf für eine naturverträgliche Wirtschaft, da sie den Finanzsektor zum Handeln bewegen kann«.
Quelle: Spiegel.de
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