Beerenobst im Fokus
Aktuelle Themen rund um den Beerenobstanbau wurden beim Beerenobsttag der Fachgruppe Niederrhein präsentiert, zu dem der Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauer e. V. und die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen eingeladen hatten.
In Willich begrüßten Benedikt Klein, Obstbauberater der LWK NRW, und Josef Tillmanns, Vorsitzender der Fachgruppe Niederrhein, die Beerenproduzenten zu einem breitgefächerten Spektrum an Fachvorträgen am Beerenobsttagtag.
Nützlingseinsatz gegen Spinnmilben
„Zur Ertragssicherung im geschützten Anbau von Beerenobst wird der Einsatz von Nützlingen gegen Spinnmilben zukünftig noch wichtiger werden“, betonte Samuel Adams, Obstbauberater bei Landwirtschaftskammer NRW eingangs. „Gegen Spinnmilben werden immer weniger chemischer Pflanzenschutzmittel zugelassen.“ So wird beispielsweise im Oktober 2025 auch Movento SC wegfallen. Weiterhin nimmt der Berater auch sehr unterschiedliche Meinungen der Betriebsleiter zum Nützlingseinsatz wahr aufgrund der höheren Kosten im Vergleich zur rein chemischen Bekämpfung und hoher Kostenspanne je nach Einsatzerfolg und Umfang der Nützlingsstrategie. So entschloss sich Adams, eine möglichst schnelle und praktische Methode für Betriebsleiter zum Spinnmilbenmonitoring im eigenen Betrieb zu etablieren. „Eine höhere Eigenkompetenz im Monitoring ermöglicht eine bessere Einschätzung und Mitsprache beim empfohlenen Einsatzumfang durch Nützlingsanbieter und damit mehr Kostenkontrolle“, erläuterte Adams sein Vorhaben, sich etwas genauer mit dem Einsatz von Nützlingen zu beschäftigen. So hat er im Jahr 2024 in einem Praxisbetrieb in drei Beerenobstkulturen (remontierende Erdbeeren im Substratdamm im Tunnel, remontierende Erdbeeren in der Stellage im Gewächshaus und Himbeeren, Long Canes Terminkultur im Gewächshaus) in einem Versuch den Nützlingseinsatz untersucht.
In seinem Fazit betonte Adams, dass ein Nützlingseinsatz zur Bekämpfung von Spinnmilben im geschützten Erdbeeranbau gut funktioniere. Dagegen war der Einsatz von Nützlingen gegen Spinnmilben in Himbeeren nicht immer zufriedenstellend – auch bei guten Klimabedingungen (Verschattung). Probleme traten in der Raumkultur (Hitzestufen) und mit dem Überwandern von Spinnmilben bei zeitversetzten Terminkulturen mit Long Canes auf. „Bei Himbeeren sollte bei vorbeugender Nützlingsausbringung zu Kulturbeginn nicht gespart werden“, so seine Empfehlung. „Ein sehr engmaschiges Monitoring ist hier notwendig!“ Adams empfahl ein Verhältnis von Raubmilbe zu Spinnmilbe von mindestens 1 zu 10 als einen guten Indikator zur Einschätzung der Befallssituation und zur weiteren Entscheidungsfindung.
Einfluss kürzerer Long Canes auf den Ertrag
Im vergangenen Frühjahr standen einige Himbeerproduzenten vor dem Problem, dass insbesondere bei der Sorte `Vajolet´ die Long Canes mit 1,30 m kürzer als üblich geliefert worden sind und nur wenige Long Canes mit einer Länge bis zu 1,60 m verfügbar waren. „Die Ursache lag insbesondere an den Wetterbedingungen im Spätsommer 2023: der kühle August sorgte für ein geringeres Längenwachstum“, erklärte Sarah Meyer vom Versuchszentrum Gartenbau in Köln-Auweiler. „Die Sorte `Vajolet´ ist eine Herbsthimbeere und kann daher bereits im Pflanzjahr im oberen Bereich blühen. Der milde Herbst im Jahr 2023 verstärkte das zurückblühen.“ Als aus der Praxis vermehrt die Frage kam, wie mit den kürzeren Long Canes umzugehen sei, wurde im versuchszentrum Köln-Auweiler ein entsprechender Versuch angelegt. Dabei wurde der Einfluss kürzerer Long Canes auf das Ertragsverhalten der Sorte `Vajolet´ untersucht.
Meyer stellte fest, dass der Ertrag der `Vajolet´-Ruten mit einer Länge von 1,30 m 15-20 % unter dem Ertrag der Ruten mit einer Länge von 1,60 m lag. Eine weitere Fragestellung war, ob es Sinn mache, die Töpfe erhöht auf Kisten aufzustellen und die unteren Laterale zu belassen. Dabei wurden bei den normal aufgestellten Varianten die unteren Laterale praxisüblich (30 cm) entfernt. Hierbei konnte Meyer aber keine signifikante Ertragsverbesserung durch erhöhtes aufstellen feststellen, da sich nur wenig produktive Laterale im unteren Bereich befanden. Allerdings konnte man einen leichten Verfrühungseffekt erkennen. Bei der Überlegung wie sich unterschiedliche Pflanzabstände auswirken, konnte Meyer einen signifikant geringeren Ertrag je Laufmeter bei weiterem Pflanzabstand (4,67 Ruten/m) als bei normalem Pflanzabstand (6 Ruten/m) feststellen. Die Einzelrutenerträge wurden durch den weiteren Abstand kaum erhöht. „Bei vergangenen Versuchen mit `Lagorai´ und `Tulameen´ haben wir jedoch gute Erfahrungen mit weitem Pflanzabstand machen können“, unterstrich Meyer abschließend. „Dies lässt sich allerdings nicht für alle Himbeeren verallgemeinern!“
Verschiedene Pflanzmaterialien bei Remontierern
Einen Vergleich verschiedener Pflanzmaterialien bei remontierenden Erdbeeren stellte Simon Schrey vom Versuchszentrum Gartenbau in Köln-Auweiler an:
Frigo oder Minitray (coldstored)
Der Ertrag bei einer Minitray-Pflanze ist etwa 20 % höher als bei einer Frigo-Pflanze. Der Ernteverlauf ist nahezu identisch – die Erntespitzen sind bei den Minitray-Pflanzen etwas ausgeprägter. Minitray-Pflanzen sind Frigo-Pflanzen in der Regel vorzuziehen. Diese sollten jedoch gut durchwurzelt sein und mindestens ein kräftiges Rhizom und mehr als drei Blütenstände haben.
Try oder Minitray (coldstored)
Bei `Favori´ waren kaum Ertragsunterdiese und einen weitgehend identischen Ernteverlauf zu erkennen. Aufgrund ähnlicher Kosten beim Pflanzmaterial sind die notwendigen Mehrerträge bei Traypflanzen nur gering. Entscheidend ist nicht die Größe der Traypflanze, sondern die Anzahl der Kronen: Traypflanzen sollten 2,5 Kronen haben und im Frühjahr mindestens sechs Blütenstände schieben.
Ambient oder Coldstored
Im Vergleich von Ambient- oder Coldstored-Pflanzen sind Erträge und Fruchtgrößen vergleichbar. Bei Ambient-Pflanzen ist der Erntebeginn etwas früher. Während die Erntemenge der ersten Welle deutlich niedriger ist, ist der Ertrag in der 2. Welle höher als in der 1. Welle. Die 2. Welle ist etwa zwei Wochen früher als die 2. Welle der Coldstored-Pflanzen. Insgesamt ist der Ernteverlauf der Ambient-Pflanzen etwas gleichmäßiger. Je nach angestrebten Ernteverlauf können die Pflanzen zwischen Ambient und Coldstored aufgeteilt werden.
No-Chill oder Coldstored
Der Ertrag der No-Chill-Pflanzen ist etwas niedriger (ca. 10 %) als bei Coldstored-Pflanzen. Die 1. Welle im Mai fehlt nahezu vollständig, da die Herbstblüten fehlen. Die Ernte startet etwas später als bei den Coldstored-Pflanzen. Der Ertrag steigt Anfang Juni deutlich an. Die Erntemenge im August ist deutlich höher als bei den Coldstored-Pflanzen. Insgesamt ist der Ernteverlauf deutlich gleichmäßiger.
Topfgrün oder Coldstored
Die Ernteperiode wurde bei den Topfgrünpflanzen von fünf auf drei Monate verkürzt. Im Mai wurden bei den Topfgrünpflanzen 40 % des Gesamtertrages geerntet und damit doppelt so viel wie bei den coldstored Minitray-Pflanzen. Durch die kompaktere Ernte ist die Pflückleistung höher, das Anbaurisiko durch die kürzere Kulturzeit geringer. Während der 1. Erntewelle traten bei den Topfgrünpflanzen vermehrt Krüppel auf. Die Fruchtstände sind bei den Topfgrünpflanzen deutlich kürzer.
„Gute Erträge können nur mit gesundem und kräftigem Pflanzmaterial erzielt werden“, betonte Schrey. Dabei sei es wichtig, die unterschiedlichen Pflanztypen nach dem Kulturverfahren gut abzustimmen. Auch eine frühe Vorbestellung werde immer wichtiger. Schrey erklärte, dass die Kosten für das Pflanzmaterial erheblich seien und bei 8–30 % der Produktionskosten liegen. Der Kulturerfolg hänge sehr stark vom richtigen Pflanztyp zum richtigen Zeitpunkt ab. Die Wahl des Pflanztyps und des Kulturverfahrens beeinflusse den Ernteverlauf. Abschließend fasste Schrey noch einmal die wichtigsten Aspekte der verschiedenen Pflanzmaterialien zusammen: Frigo-Pflanzen sind am günstigsten, haben aber auch den niedrigsten Ertrag. Coldstored-Pflanzen haben i.d.R. zwei Erntewellen mit einem hohen Frühertrag, Ernteloch im Juni. Ambient-Pflanzen haben einen etwas gleichmäßigeren Ernteverlauf, der Frühertrag ist geringer und die 2. Erntewelle ist früher. Bei den No-Chill-Pflanzen fehlt die erste Erntewelle, der Ertrag ist gleichmäßiger und ab Mitte August sind die Erträge höher. Topfgrünpflanzen erhöhen den Frühertrag (Mai) und verkürzen die Anbauzeit.
Birgit Scheel
(Artikel aus SEP 02/25)