28.09.2024

Klimawandel: 75 Prozent der Landwirte sind offen für Innovationen

Die „Farmer Voice“-Studie zeigt die Herausforderungen, Wünsche und Bedürfnisse der Landwirte in Zeiten des Klimawandels, der Digitalisierung sowie wirtschaftlicher und politischer Unsicherheit.
Foto: Bayer AG

75 Prozent der Landwirtinnen und Landwirte sind bereits vom Klimawandel betroffen oder machen sich Sorgen über dessen Auswirkungen. Dabei geben 71 Prozent an, sich Sorgen über sinkende Erträge zu machen. Rund 60 Prozent haben in den vergangenen Jahren bereits erhebliche Umsatzeinbußen aufgrund ungewöhnlich starker Wetterereignisse erlitten. Als Teil der Lösung setzen Landwirte auf Innovationen: 75 Prozent sind offen dafür, neue Technologien einzusetzen, um den Klimawandel besser zu bewältigen. Der Wunsch nach höheren Erträgen, widerstandsfähigeren Betrieben und einer gesicherten Lebensgrundlage sind Teiber für die Anwendung regenerativer Praktiken und den Einsatz innovativer Technologien.

Dies sind Ergebnisse der Studie „Farmer Voice 2024“, einer Umfrage unter 2.000 Landwirten in Australien, Brasilien, China, Deutschland, Indien, Kenia, der Ukraine und den Vereinigten Staaten. Für die Studie hat Bayer das globale Marktforschungsunternehmen Kynetec beauftragt. Sie zeigt die Herausforderungen, Wünsche und Bedürfnisse der Landwirte in Zeiten des Klimawandels, der Digitalisierung sowie wirtschaftlicher und politischer Unsicherheit.

„Landwirte versorgen uns alle mit Nahrungsmitteln. Die ‚Farmer Voice‘-Studie unterstreicht, dass sie bei dieser wichtigen Arbeit weiterhin mit zunehmenden wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen konfrontiert sind“, sagt Rodrigo Santos, Vorstandsmitglied der Bayer AG und Leiter der Division Crop Science. „Landwirte wünschen sich Innovationen, die ihnen helfen, ihre Arbeit besser zu machen, und Rahmenbedingungen, in denen sie sich verstärkt regenerativen Praktiken zuwenden können. Damit können sie dazu beitragen, die globalen Nahrungsmittelsysteme widerstandsfähiger zu machen – davon profitieren Umwelt, Ernährungssicherheit und die Landwirte selbst.“

Die aktuell größten Herausforderungen für Landwirte sind geprägt von Unsicherheit. Im Ausblick auf die nächsten drei Jahre nannten jeweils mehr als ein Drittel der Landwirte Wettervolatilität und -extreme (37 Prozent) sowie Preis-/Einkommensvolatilität (36 Prozent) unter ihren drei größten Herausforderungen. Während diese Faktoren im Vergleich zu den Ergebnissen von 2023 stabil blieben, sind Bedenken hinsichtlich politischer oder regulatorischer Entscheidungen in diesem Jahr deutlich gestiegen: 29 Prozent der Landwirte nannten dies als eine der drei größten Herausforderungen, doppelt so viele wie im vergangenen Jahr.

Entsprechend antworteten Landwirte auf die Frage, was ihrem Betrieb in Zukunft am meisten nützen würde. Der Zugang zu Pflanzenschutz- (41 Prozent) sowie Saatgut-Innovationen (36 Prozent) steht ganz oben auf der Liste – für 36 Prozent der Landwirte sind aber auch veränderte regulatorische und politische Rahmenbedingungen unter den drei wichtigsten Veränderungswünschen.

Landwirte nutzen digitale Technologien, um ihre Betriebe produktiver zu machen

Die Digitalisierung kann dabei helfen, die Landwirtschaft produktiver zu machen und gleichzeitig die beschriebenen Herausforderungen zu bewältigen. Fast zwei Drittel der Landwirte nutzen daher bereits digitale Technologien und weitere 25 Prozent planen dies für die Zukunft. Dabei verwenden Landwirte eine Reihe unterschiedlicher Anwendungen, zum Beispiel für Prognosen, für bessere landwirtschaftliche Entscheidungen oder für eine präzisere Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und Dünger. Wirtschaftliche Aspekte stehen an der Spitze der Beweggründe, digitale Technologien einzuführen: Für 88 Prozent sind höhere Erträge ein Grund für die Nutzung, für 85 Prozent sind es Kosteneinsparungen und für 84 Prozent eine verbesserte Erntequalität. Nachhaltigkeit nimmt mit 79 Prozent den vierten Platz ein.

Allerdings besteht eine deutliche digitale Lücke zwischen Ländern mit einem höheren Anteil an Kleinbauern und weiter entwickelten Märkten. Weltweit nutzen heute durchschnittlich 65 Prozent der Landwirte digitale Technologien, in China sind es 49 Prozent, in Kenia 42 Prozent und in Indien nur acht Prozent. Allerdings möchten in diesen Ländern in Zukunft mehr Landwirte mit digitalen Tools arbeiten (China: 27 Prozent, Kenia: 42 Prozent, Indien: 85 Prozent). Insgesamt zeigen die Zahlen zudem eine hohe Lernbereitschaft mit Blick auf künstliche Intelligenz. Während 72 Prozent zwar wenig bis gar nichts über aktuelle KI-Anwendungen in der Landwirtschaft wissen, sind fast zwei Drittel (62 Prozent) daran interessiert, mehr zu erfahren.

Landwirte nutzen regenerative Praktiken, um Bodengesundheit und Produktivität zu verbessern

Die Erkenntnis, dass Nachhaltigkeit ein wichtiger Beweggrund für die Nutzung von digitalen Technologien ist, unterstreicht deren Bedeutung für die Entwicklung zur regenerativen Landwirtschaft. Dabei ist für die Landwirte das wichtigste Ergebnis, das regenerative Landwirtschaft erreichen muss, die Gesundheit der Böden, dicht gefolgt von einer verbesserten Produktivität.

„Eine der drängendsten Fragen ist, wie wir den Planeten schützen, genügend Nahrungsmittel produzieren und gleichzeitig sicherstellen können, dass Landwirte von ihrer Arbeit leben können“, sagt Rodrigo Santos. „Eine Antwort darauf liegt im Konzept der regenerativen Landwirtschaft. Für uns bedeutet das, die Produktivität, die landwirtschaftlichen Einkommen und die Widerstandsfähigkeit von Betrieben in Zeiten des Klimawandels zu erhöhen und gleichzeitig Natur wiederherzustellen. All das erfordert eine gemeinsame Anstrengung von Landwirten, Gesellschaft und Unternehmen.“

Landwirte auf der ganzen Welt haben diesen Weg bereits eingeschlagen. Über 90 Prozent von ihnen wenden in ihren Betrieben mindestens eine regenerative Landwirtschaftspraktik an, im Durchschnitt sind es sieben von 17 gängigen regenerativen Methoden. Das wiederum zeigt auch, dass es noch weiterer Veränderung bedarf. Die bis dato am weitesten verbreiteten Methoden sind Fruchtfolgen, die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit durch Zugabe von Nährstoffen und die Kontrolle der Bodengesundheit.

Kleinbauern in Indien und Indonesien ringen mit Herausforderungen, bleiben aber zuversichtlich

Zusätzlich zur globalen „Farmer Voice“-Studie wurden 1.450 Kleinbauern in Indien und Indonesien mit einem ähnlichen Fragebogen durch das Marktforschungsunternehmen Q&Q Research Insights befragt. Die Daten aus dieser Studie zeigen, dass die Kleinbauern in beiden Ländern mit steigenden Kosten sowie den wachsenden Herausforderungen durch den Klimawandel zu kämpfen haben. Indische Kleinbauern nannten am häufigsten die Gefahr von Ernteschäden durch Schädlinge und Pflanzenkrankheiten unter ihren drei größten Herausforderungen (41 Prozent), für indonesische Kleinbauern sind dies die Düngemittelkosten (73 Prozent).

Rund 80 Prozent der Befragten in beiden Ländern geben an, dass sie mindestens eine regenerative landwirtschaftliche Praktik anwenden. Indische Kleinbauern wenden im Durchschnitt zwischen vier und fünf an, indonesische zwischen zwei und drei. In beiden Ländern werden mangelndes Wissen und mangelnde finanzielle Ressourcen als Haupthindernisse für die Einführung weiterer regenerativer Praktiken genannt, obwohl ein starkes Interesse daran besteht.

Trotz aller Herausforderungen bewahren Kleinbauern in Indien und Indonesien eine positive Einstellung. 89 Prozent in Indien und 91 Prozent in Indonesien halten Landwirtschaft für einen wichtigen Beruf und sind stolz darauf, zur Ernährungssicherheit beizutragen.

Landwirte halten ihre Arbeit für wichtig und wollen gehört werden

Diese Einstellung der Kleinbauern in Indien und Indonesien spiegelt sich auch in der globalen „Farmer Voice“-Hauptstudie wider. Trotz der vielfältigen Herausforderungen, denen sich die Landwirte stellen müssen, erkennen sie das Zukunftspotenzial und den Wert ihrer Arbeit. Sie sehen sich selbst als wesentlich für die Ernährungssicherheit an (95 Prozent) und sind dementsprechend der Meinung, dass sie für ihre Rolle mehr Anerkennung verdienen (91 Prozent). Sie erachten ihre Arbeit auch als wichtig für die Gesellschaft insgesamt (94 Prozent). Dazu passt, dass zwei Drittel von ihnen zukünftige Generationen zu einer Karriere in der Landwirtschaft ermutigen würden.

„Landwirte wollen für ihren Beitrag zur Gesellschaft anerkannt werden. Wir alle können ihre Arbeit unterstützen, ob wir nun direkt mit ihnen zusammenarbeiten, Gesetze schreiben oder ihre Produkte konsumieren“, sagt Rodrigo Santos. „Die Stimme der Landwirte ist wichtig. Angesichts der großen Herausforderungen, die vor uns liegen, müssen wir ihnen weiterhin zuhören und von ihnen lernen.“

Für die von Bayer in Auftrag gegebene „Farmer Voice“-Studie wurden über 2.000 Landwirte in Australien, Brasilien, China, Deutschland, Indien, Kenia, der Ukraine und den Vereinigten Staaten befragt. Die Teilnehmer wurden in jedem Land zufällig ausgewählt, um eine repräsentative Stichprobe zu erhalten. Um Unabhängigkeit zu gewährleisten, wurde die Umfrage von Kynetec durchgeführt, einem weltweit führenden Anbieter von Daten und Analytik in den Bereichen Landwirtschaft, Tiergesundheit und Ernährung. Die Befragten wussten nicht, dass die Umfrage im Auftrag von Bayer stattfindet, um eine Verzerrung der Antworten zu vermeiden. Die Interviews wurden zwischen Juni und Juli 2024 geführt.

Die „Farmer Voice“-Studie ist verfügbar unter: go.bayer.com/FarmerVoice

Quelle: Bayer AG